Dienstag, 26. Oktober 2010

Das Tiroler Volkskundemuseum am Nationalfeiertag

Heute, am 26. Oktober, feiern die Österreicher ihren Nationalfeiertag. Die Symbolik des Datums ist heute allerdings weitestgehend verschwunden, weil die am 26. Oktober 1955 vom österreichischen Nationalrat (anlässlich des Abzugs der aliierten Besatzungstruppen nach dem Zweiten Weltkriegs) als beschlossene immerwährende Neutralitäts Österreichs mittlerweile durch den Beitritt Österreichs zur EU (1995) überlagert wurde. Die Österreicher scheint es nicht weiter zu stören...

Die Tiroler Landesmuseen nehmen den Nationalfeiertag alljährlich zum Anlass an diesem Tag ihren "Tag der offenen Tür" zu feiern und alle Museen kostenlos zu öffnen. Mich verschlug daraufhin heute ins Tiroler Volkskundemuseum und in die Hofkirche.

Die Hofkriche beherbergt das Grabmahl von Maximilian I. (Kaiser des Heiligen Römischen Reiches 1508-1519). Maximilian I. war vor seiner Kaiserzeit u.a. auch Tiroler Erzherzog und ließ in Innsbruck viel bauen - unter anderen auch das "Goldene Dachl". Dabei war der wohl sehr fromme Habsburger immer von der Angst getrieben vergessen zu werden.
Sowohl seine Frömmigkeit als auch sein Hang zur Macht- und Prachtentfaltung kommen in seinem Grabmahl zum Ausdruck: Inmitten 28 überlebensgroßer Bronzefiguren, die die Verwandschaft und auch seine Vorbilder darstellen, erhebt sich das von Marmorreliefen verzierte Hochgrab auf dem der Kaiser selbst als Bronzefigur in sehr demütiger, knieender Haltung betet.



Das von ihm zu Lebzeiten in Auftrag gegebene Grabmahl selbst ist ist dabei groteskerweise leer. Auf dem Totenbett wünschte sich Maximilian nämlich in Wien bestattet zu werden. Da die in Innsbruck gegossenen Bronzefiguren aber zu schwer für die von ihm auserwählte Kirche waren, ließ Maximilians Enkel - der Tiroler Erzherzog Ferdinand II. - für das Grabmahl in Innsbruck extra die Hofkirche bauen.
Die Hofkirche selbst wird bis heute als Kirche genutzt.

Die Hofkirche selbst und eine vorgeschaltete Multimediashow zum Leben des Kaisers waren fand ich sehr beeindruckend und machte mich in freudiger Erwartung auf ins direkt angeschlossene Tiroler Volkskunstmuseum. Leider verpuffte dort die freudige Erwartung schnell. Abgesehen von einer recht interessanten Krippenaustellung mit Tiroler Krippen aus den verschiedenen Jahrhunderten, die zum Teil die Betlehemer Hütte auf dem Felde ins österreichische Hochgebirge verlagerten, war das Museum ein besseres Heimatkundemuseum. Ausgetellt wurde Tiroler Handwerkskunst, Tiroler Trachten, Tiroler Brauchtum und alles Mögliche, was man irgendwie mit Tirol oder Innsbruck in Verbindung bringen konnte. Auch die aktuelle Sonderaustellung unter dem Motto "AU! SCHMERZ" war nicht sehr erhellend - unübersichtlich angeordnet und durcheinanderwerfend waren die Exponate angeordnet: Neben einer Selbstgeiselungsdarstellung aus dem Mittelalter waren Fotos vom Piercing-Stechen zu sehen und neben Akupunkturnadeln war der gekreuzigte Jesus als Gnadenbrunnen ausgestellt.

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