Nachdem das Wetter für die nächsten Tage zunehmend schlechter gemeldet ist, mancher Innsbrucker jetzt schon mit Schnee rechnet und ich aber noch mal bei herbstlichen Temperaturen auf die Berge wollte war mein heutiges Programm schnell klar.
Statt an meinem unifreien Freitag auszuschlafen klingelte mein Wecker um 7.30 Uhr - "Der Berg ruft!"
Mit Wanderschuhen an den Füßen ging es dann bei Zeit zum Innsbrucker Congresszentrum. Dort fährt die so genannte Hungerburgbahn ab. Ein sehr traditionsreiche Bergbahn in Innsbruck: Die erste war von 1906 bis 2006 hundert Jahre lang in Betrieb bevor sie von einer sehr futuristischen Bahn als Nachfolger abgelöst wurde. Die vier Stationen der Bergbahn wurden architektonisch einheitlich gestaltet und sollen an einen Gletscher erinnern. Mit ihr ging es hinauf auf 868 Meter - Innsbruck liegt auf ca. 560 Metern.
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Mit ihr ging es hinauf zur... |
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...Hungerburgbahnstation - eine der vier architektonischen Gletscher. |
Mein augesuchtes Tagesziel war die Harvelekarspitze. Das einzige, was mich von dem auserkorenen Ziel trennte waren knapp 1500 Höhenmeter, denn die Harvelekarspitze liegt auf 2334 Metern.
Um diese zu überwinden gab es zwei Optionen: Entweder mit der Nordkettenbahn weiterfahren und oben aussteigen oder den Berg zu Fuß erklimmen. Ich entschied mich für Letzteres, weil ich mich selbst ein bissl herausfordern wollte.
Zu dieser Zeit hingen noch dicke Wolken am Himmel, die sich scheinbar nicht vertreiben lassen wollten. Das drückte zwar etwas die Stimmung aber dennoch stieg ich noch voller Kräfte Schritt für Schritt bergauf. Die ausgwählte Route hatte es in sich - es ging über Stock und Stein immer weiter bergan.
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Der Wanderweg kreuzte immer wieder eine Mountainbike-Downhill-Abfahrt. |
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Auf ca. 1500 Metern umschlossen mich dann die Wolken, die ich die ganze Zeit von unten gesehen hatte. Ein Mitwanderer (ein 76(!)-jähriger, topfitter Rentner), den ich irgendwann überholte, aber sagte mir, dass auf der Seegrube - eine Hütte auf 1900 Metern, die ich als Zwischenstation eingeplant hatte - die Sonne schiene. Auch wenn ich es nicht wirklich glauben konnte, gab mir das neue Energie. Die nächsten Meter gingen dann wieder etwas flüssiger - und tatsächlich der Mann hatte Recht. Irgendwann wurde der Wolkennebel etwas lichter: Man war jetzt über den Wolken.
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"Über den Wolken..." |
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Die Seegrube mit der Bergstation der ersten Nordketten-Seilbahn vor strahlend blauem Himmel. |
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Auch wenn das Wetter jetzt motivierte wurde ich immer langsamer - die bisher zurückgelegten 700/800 Höhenmeter machten sich bemerkbar. Wenn auch langsam und schon etwas müde erreichte ich dann die Seegrube. Ich machte Rast, genoss die gute Luft, den wunderbaren Ausblick und im Anschluss daran noch ein schönes kühles Weißbier...
Frisch gestärkt ging es dann an die letzten knapp 400 Höhenmeter. Diese hatten es aber in sich: Keine Schotterwege, wie es beim ersten Abschnitt zumindest am Ende teilweise der Fall war, sondern zum Teil nur 30 cm breite Trittwege inmitten von Geröll und stark abfälligen Wiesen. Auch wenn im Vorraus ein Warnschild mit "Achtung: Trittsicherheit notwendig!" stand, hatte ich es mir nicht so extrem und so alpin vorgestellt. Auf jeden Schritt achtend ging es langsam in engen Serpentinen den Berg hinauf:
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"Über Stock und über Stein..." mussten zum Teil auch die Hände mithelfen und stabilisieren. |
Jetzt gaben mir meine Muskeln zu verstehen, dass ich den morgigen Tag nicht ohne Muskelkater verleben werde. Die letzten paar Meter bis zum Hafelekarkaus (Bergstation der zweiten Nordkettenseilbahn) waren wirklich ein K(r)ampf.
Und als ich an der Hütte erschöpft ankam, mich setzte und mein durchgeschwitztes T-Shirt wechselte kam gerade eine Kondel an. Sie brachte die "wirklichen" Touristen auf den Berg: In Lackschuhen - bei einer Frau sogar mit Absatz - und mit Sonntagsklamotten wollten sie die letzten 50 Höhenmeter zum Gipfel zu Fuß erklimmen. Der Weg dort hin war (leider) auch so ausgebaut, dass sie leichten Fußes bis zum Gipfelkreuz kamen.
Davon etwas irritiert, aber vielleicht gerade deswegen umso stolzer, dass ich es zu Fuß hierauf geschafft hatte, genoß ich den Ausblick auf dem Gipfel:
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Der Panoramablick von der Harvelekarspitze (2334m) |
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Angekommen... |
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... am Gipfelkreuz! |
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Der traumhafte, etwas verschleierte Blick über die Gipfel Österreichs |
Nach diesen berauschenden Blicken und mit dem Gefühl, das geschafft zu haben, was ich mir vorgenommen hatte stieg ich ausgepowert, aber sehr glücklich, in die nächste Kondel. An der Hungerburgstation angekommen, hatten sich der Dunst über Innsbruck etwas verzogen und mir gelang es noch eine Panoramaufnahme von Innsbruck zu machen:
1 Kommentar:
Hallo Aaron,
super Tour, da kann man neidisch werden.
Vor allem wenn bei uns der weite Blick auf das mächtige Donnersbergmassiv schaut unter dem sich das kleine Dorf Köngernheim duckt.
Gruß
Kai-Uwe
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